Loreley...
Heute 7.30 Uhr, ich sitze wieder in der UBahn, auf dem Weg zu Frau O.
Die Bahn ist voll, nicht so voll wie in Tokio, aber für hiesige Verhältnisse reicht es.
Es reicht für mich zu einem Sitzplatz und dem Blick auf die Mitreisenden.
Alles wie immer, Halbwüchsige auf dem Weg zur Schule, Fleischfachverkäuferinnen und
kaufmännische Angestellte auf demselben zur Arbeit.
Schräg gegenüber sitzt eine dickliche, blasse, ungefähr 16jährige Blonde im weissen Top,
das eher wie ein Unterhemd aussieht. (Ist Lingerie-Look noch in?) Die Blonde kramt in ihrer Tasche,
holt eine Haarbürste heraus, und beginnt sich das güldene Haar zu striegeln.
Vorbei ist die Chance auf Kontemplation vor meinem Termin, denn was sich da vor meinen Augen abspielt ist so unfassbar...
Jetzt fällt mir erst auf, daß sie tatsächlich ausschaut, als hätte sie die Bürste heute noch nicht benutzt,
und natürlich sehe ich jetzt auch, dass dieses Ding voller Haare ist. Bitte, hol dein Käsebrot aus der Tasche...
Die Menschen drum herum bemerken nichts, oder tun als würden sie es nicht sehen.
Schau einer an, sie hat noch eine neue Bürste in der Tasche, die probiert sie jetzt aus, das Preisschild baumelt noch daran.
Ich kann den Blick nicht abwenden, bis sie am Hauptbahnhof aussteigt und im Gewühl verschwindet.
Später, auf dem Rückweg von Frau O., ist es dann doch noch ein bißchen wie in Tokio.
Meine Bahn kommt jetzt aus Richtung Lörick, drinnen sitzt ein Teil der japanischen Einwohner Ddorfs,
auf dem Weg in ihr bevorzugtes Arbeitsquartier. Und niemand bürstet sich den Schopf.
*****
Heini Heine's Loreley...
hier in aller Schönheit:
LORELEY
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldnes Haar.
Sie kämmt es mit goldnem Kamme,
Und singt ein Lied dabey;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodey.
Den Schiffer, im kleinen Schiffe,
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh'.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Loreley getan.
(steht auch im BB-Liederbuch, wenn ich mich richtig erinnere)
Die Bahn ist voll, nicht so voll wie in Tokio, aber für hiesige Verhältnisse reicht es.
Es reicht für mich zu einem Sitzplatz und dem Blick auf die Mitreisenden.
Alles wie immer, Halbwüchsige auf dem Weg zur Schule, Fleischfachverkäuferinnen und
kaufmännische Angestellte auf demselben zur Arbeit.
Schräg gegenüber sitzt eine dickliche, blasse, ungefähr 16jährige Blonde im weissen Top,
das eher wie ein Unterhemd aussieht. (Ist Lingerie-Look noch in?) Die Blonde kramt in ihrer Tasche,
holt eine Haarbürste heraus, und beginnt sich das güldene Haar zu striegeln.
Vorbei ist die Chance auf Kontemplation vor meinem Termin, denn was sich da vor meinen Augen abspielt ist so unfassbar...
Jetzt fällt mir erst auf, daß sie tatsächlich ausschaut, als hätte sie die Bürste heute noch nicht benutzt,
und natürlich sehe ich jetzt auch, dass dieses Ding voller Haare ist. Bitte, hol dein Käsebrot aus der Tasche...
Die Menschen drum herum bemerken nichts, oder tun als würden sie es nicht sehen.
Schau einer an, sie hat noch eine neue Bürste in der Tasche, die probiert sie jetzt aus, das Preisschild baumelt noch daran.
Ich kann den Blick nicht abwenden, bis sie am Hauptbahnhof aussteigt und im Gewühl verschwindet.
Später, auf dem Rückweg von Frau O., ist es dann doch noch ein bißchen wie in Tokio.
Meine Bahn kommt jetzt aus Richtung Lörick, drinnen sitzt ein Teil der japanischen Einwohner Ddorfs,
auf dem Weg in ihr bevorzugtes Arbeitsquartier. Und niemand bürstet sich den Schopf.
*****
Heini Heine's Loreley...
hier in aller Schönheit:
LORELEY
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldnes Haar.
Sie kämmt es mit goldnem Kamme,
Und singt ein Lied dabey;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodey.
Den Schiffer, im kleinen Schiffe,
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh'.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Loreley getan.
(steht auch im BB-Liederbuch, wenn ich mich richtig erinnere)
madison - 12. Jun, 20:24
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